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21.03.05 19:10 Alter: 19 yrs

Int. Tag des Wassers: Zu neuen Ufern am Alpenrhein!

Am Weltwassertag 2005 appellierten Umweltorganisationen und Regierungsvertreter aus Graubünden, Liechtenstein, St. Gallen und Vorarlberg gemeinsam für die Umsetzung des Entwicklungskonzeptes Alpenrhein.


Themen wie die Zusammenarbeit, der Interessenausgleich und die internationale Dimension dieses grenzüberschreitenden Generationenprojektes standen im Zentrum des Medienanlasses am Alpenrhein bei Schaan.
Die fünf regionalen Umweltorganisationen WWF Graubünden und St. Gallen, Pro Natura St. Gallen-Appenzell, Liechtensteinische Gesellschaft für Umweltschutz LGU und Naturschutzbund Vorarlberg luden Regierungsvertreter zu einem gemeinsamen Aufruf „zu neuen Ufern am Alpenrhein“ nach Schaan an den Alpenrhein ein.

Der Standort ist kein Zufall
Vor bald 80 Jahren, am 25. September 1927 brach hier der Damm und überflutete das ganze Rheintal bis nach Bangs und Tosters in Vorarlberg. Heute würde ein Hochwasser in dieser Dimension noch grösseren Schaden in der überbauten Talebene verursachen. Mit dem Entwicklungs-konzept „Zukunft Alpenrhein“ schlagen die Internationale Regierungskommission Alpenrhein IRKA und die Internationale Rheinregulierung IRR verschiedene Massnahmen für mehr Hochwasserschutz und Ökologie am Alpenrhein vor. Unter dem Motto „Breitwasser statt Hochwasser“ sind auch 18 Flussraumaufweitungen vorgesehen.

Appell der Umweltorganisationen für einen lebendigen Rhein
„Hochwasserschutz und ökologische Aufwertung gehen Hand in Hand“, freut sich Regula Mosberger des Projektteams „Lebendiger Rhein“ über die vorgeschlagenen Flussraumaufweitungen. Die Aufweitungen bringen mehr Hochwasserschutz, aber auch mehr Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Die Flächen für die geplanten Flussaufweitungen müssten aber rasch gesichert werden, da die Umsetzung noch Jahre dauern wird. „Wir rufen die Regierungen auf, dieses Anliegen ernst zu nehmen“, sagte sie im Namen der Umweltorganisationen. Ohne die Dämpfung des Schwalls, machen die Aufweitungsprojekte ökologisch aber wenig Sinn. Mit neuen Laufkraftwerken am Alpenrhein könnte der Schwall, der von den vielen Speicherkraftwerken im Einzugsgebiet verursacht wird, wohl reduziert werden. Insgesamt würden diese aber die ökologische Situation massiv verschlechtern. Der Schwall müsse darum an der Quelle ihres Entstehens, an den Kraftwerken selber, gelöst werden. “Die Kraftwerksbetreiber müssen im Rahmen des Verursacherprinzips und der Kostenwahrheit die Verantwortung für ihr Nebenprodukt Schwall übernehmen“, betonte Regula Mosberger. 

IRKA ist für kleine Schritte
„Nicht für wenige war die Erkenntnis verblüffend, dass Hochwasserschutz und Ökologie sich durchaus vertragen können“, sagte Stefan Engler, Bündner Regierungsrat und Präsident der IRKA. So könne durch eine Flussaufweitung sowohl die Hochwassersicherheit erhöht, die Sohle stabilisert, die Instandhaltungskosten minimiert, die Grundwassersituation verbessert wie auch die ökologische Funktionsfähigkeit erhöht werden. Stefan Engler wies aber auch darauf hin, dass die geforderte Schwallreduktion massive bauliche Massnahmen oder Eingriffe in die bestehenden Speicherkraftwerke verursachen würde und so wohl kaum durchsetzbar sei. „Wir werden den Rhein nicht auf den Kopf stellen können“, betonte der IRKA-Präsident. Für das Jahrhundertprojekt seien kleine Schritte gefragt. „Lieber viele abgestimmte kleine Massnahmen, die auch finanzierbar sind, als die Jahrhundert-Baustelle Nil.“

Alle müssen am gleichen Strick ziehen
Für weitere Massnahmen zu Gunsten des Alpenrheins, aber auch seiner Zuflüsse appellierte auch der Liechtensteiner Regierungsrat Alois Ospelt. „Wenn wir jährlich weitere 2 Mio. CHF in Verbesserungsmassnahmen wie Dammstabilisierung oder Aufweitungen am Alpenrhein investieren, könnte in Liechtenstein der Gewässerschutz zusammen mit dem Hochwasserschutz in den kommenden 20 bis 30 Jahren entscheidend verbessert und auf ein sehr hohes Niveau gehoben werden.“ Lokale Massnahmen würden aber nur Sinn machen, wenn das gesamte Flusssystem bezüglich Schwall, Geschiebebewirtschaftung, Grundwasser, Hochwasserretention und Durchgängigkeit für Wanderfische aufgewertet werde. Dafür brauche es aber „den politischen Willen, eine gut funktionierende Zusammenarbeit und die benötigten Bodenflächen entlang des Alpenrheins und seiner Zuflüsse“, betonte Alois Ospelt.

Das Jahrhundertprojekt fordert viel Geduld und Überzeugung
Auch in St. Gallen würden verschiedene Projekte zur „Mehrung“ des Gewässerraums an den Zuflüssen und Nebengewässern des Alpenrheins laufen. Projekte, die beispielhaft zeigen, wie Hochwasserschutz und ökologische Aufwertung eines Gewässers ideal ergänzen lasse, sagte der St. Galler Regierungsrat Willi Haag. „Die Umsetzung des Entwicklungskonzeptes Alpenrhein braucht viel Zeit, Geduld, Informationen, Motivation und Überzeugungskraft, damit die betroffene Bevölkerung nicht nur Nachteile wie Landverlust und Nutzungsbeschränkungen, sondern eine echte Aufwertung des Lebensraums Rheintal für Menschen, Tiere und Pflanzen erkennen kann.“ Und dies sei auch Aufgabe der IRKA.

Flächen gehören nicht nur dem Fluss, sondern auch der Landwirtschaft
Die grösste Naturgefahr im Rheintal sei das Hochwasser. „Mehr Platz für den Rhein! Das ist der verlässlichste, günstigste und ökologischste Hochwasserschutz den es gibt“, sagte der Vorarlberger Landesrat Dieter Egger. Diese natürlichen Hochwasserschutzzonen sind als Lebensräume für Tiere und Pflanzen aber auch als einzigartiger Erholungsraum für die Menschen im Rheintal sehr wichtig. Landesrat Erich Schwärzler betonte, dass der prioritäre Hochwasserschutz aber nicht nur mit der Ökologie, sondern auch mit der Landwirtschaft in Einklang zu bringen sei. „Mit den Flächenressourcen vor allem in den Tallagen muss im Interesse einer naturnahen Landwirtschaft behutsam umgegangen werden.“

Am Medienanlass am Alpenrhein stellten die Umweltorganisationen ausserdem das neue Veranstaltungsprogramm ihrer Sensibilisierungskampagne „Lebendiger Rhein“ vor. An rund 20 Exkursionen und Naturerlebnissen kann die Diskussion um die Zukunft des Alpenrheins zusammen mit der Bevölkerung vor Ort fortgesetzt werden.

Medienmitteilung