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2.07.14 19:05 Alter: 10 yrs

Den Glenner schützen!


Der Glenner ist der letzte grosse ungebändigte Zufluss des Vorderrheins. Kraftvoll sucht er sich den Weg durch das Val Lumnezia und formt prachtvolle Auen. Eine Sinnesfreude ohnegleichen. Neue Kraftwerkpläne bedrohen das Naturjuwel. Am letztjährigen Wasserzeichen haben sich Kanuten und Umweltverbände dagegen gewehrt. Das Projekt genügt den umweltrechtlichen Auflagen nicht. Aktuell liegt der Fall vor Verwaltungsgericht, auch weil die Kraftwerke nicht wirklich an einer aussergerichtlichen Lösung interessiert waren.

 

Dem wilden Glenner soll im hinteren Lugnez mit fünf Wasserfassungen das Wasser abgegraben werden. Dem Glenner würden so 32 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr entzogen, was etwa dem Volumen des Pfäffikersees entspricht. Das Wasser würde nicht mehr zum Vorderrhein und durch die Rheinschlucht fliessen, sondern zum Zervreila Stausee geleitet, verstromt und in den Hinterrhein zurückgegeben. Damit würde das Wasser für viele Fische langsam knapp. Wertvolle Lebensräume und Auen nationaler Bedeutung wären gefährdet. Der Naherholungswert würden geschmälert, der Kanusport massiv eingeschränkt.

  

 

Ausgepresste Zitrone

Im Alpenraum ist Wasserkraft eine sinnvolle Form der Energiegewinnung. Es geht aber wie immer um das Mass. Schweizweit sind bereits 95% des Potentials der Gewässer genutzt – die Zitrone ausgepresst, auf Kosten des so vielfältigen Lebens im Wasser. Der Totalausbau auf 100% Gewässernutzung ist unsinnig und ethisch unhaltbar. Der Glenner ist einer der letzten ungezähmten Flüsse in den Alpen. Sein reiches Leben und seine urtümliche Dynamik sollen als Naturmonument erhalten bleiben. Der Glenner ist notabene auch eine vitale Lebensader der Ruinaulta. Den Glenner zu schädigen hiesse auch die Ruinaulta abzuwerten, den Grand Canyon der Schweiz schlechthin.

Der Glenner liegt in einem durch Wasserkraft bereits stark genutzten Gebiet. Er fliesst der Rheinschlucht zu, welche bereits durch künstliche Niederwasser (Sunk), künstliche tägliche Hochwasser (Schwall), und Restwassersituationen belastet ist. Dann fehlen dem Glenner ab Mündung Valserrhein bis Mündung Rheinschlucht an Sommertagen heute schon ca. 38% des Wassers (ausgehend davon, dass im natürlichen Zustand an Sommertagen 100% des Flussbettes überströmt wären). Die Zervreila AG gräbt den Glennerauen, welche notabene von nationaler Bedeutung sind, diese beachtlichen Mengen bereits heute ab. Mit dem Projekt würde den Glennerauen künftig an Sommertagen ca. 52% des lebenserhaltenden Elements fehlen. Oder, heute schon ist sind an einzelnen Auenabschnitten nur noch 49% des ursprünglichen Flussbettes mit Wasser überströmt. Mit dem Projekt wären künftig an einzelnen Auenabschnitten nur noch 38% des Flussbettes benetzt. D.h. ein weiteres markantes Salamirad wird hier in einem ökologisch sensiblen und seltenen Auenlebensraum abgeschnitten.

Das Wasser fehlt heute und künftig aber auch in der Rheinschlucht. Der Glenner bewirkt nämlich eine Anhebung der Niederwasser in der monumental schönen Rheinschlucht. Wird noch mehr Wasser abgezweigt, werden die Niederwasser noch extremer. Damit würden die heute bereits gesetzeswidrigen Schwall-Sunk-Verhältnisse weiter verschlechtert. Es geht hier also auch um die ganz fundamentale Frage, ob eine weitere Nutzung in einem bereits übernutzten Gebiet zulässig ist oder nicht. Die Umweltverbände sind klar der Ansicht, dass dies nicht mit unserer Gesetzgebung vereinbar ist. Es gilt: zuerst die Sanierung der heute vorliegenden Missstände gemäss Bundesrecht.  

 

Das falsche Pferd

Den Glenner verstromen, für 80 GWh pro Jahr, ist keine Lösung zur Stillung des Energiehungers. Beim heutigen Landesverbrauch würde die Verstromung des Glenners den zunehmenden Energiehunger der Schweiz nur für weitere 56 Tage stillen, dann müssten wir wieder etwas opfern was unserer Generation nicht zusteht.  Die Ruinaulta, der Rheinfall? Das Glenner-Opfer ist unsinnig. Hier wird aufs falsche Pferd gesetzt. Weitaus grössere Potentiale (Pferde) liegen bei der Energieeffizienz und der Sonne. Der Glenner gehört unseren Kindeskindern wild und schön.