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< Seeforelle oder Rheinstufen
4.07.14 11:50 Alter: 10 yrs

Trittsteine vonnöten


Visualisierte Aufweitung Schaan-Bendern (Eschner Au); ©P.Rey; IRR/Hydra-Institute

Mastrilser Auen ©L.Indermaur

Gewässerlebensräume laden zum Verweilen, Ausruhen und Staunen ein. Der Anblick der Strömung und das Rauschen der Schnellen beruhigt gestresste Menschen. Natürliche Gewässer sind zudem der robusteste Hochwasserschutz überhaupt und für die Anreicherung von Grundwasser zur Trinkwassergewinnung absolut zentral. Dort wo Flüsse mehr Platz bekommen, kann das Leben wieder sprudeln. Voraussetzung sind aber zahlreiche miteinander vernetzte Flussaufweitungen (biologische Trittsteine). Sind Aufweitungen isoliert und mehr als fünf Kilometer von verbliebenen Flussoasen entfernt, bleibt die erwünschte Artenvielfalt meist Utopie, so der Wissenschaftler Armin Lorenz. Das Entwicklungskonzept Alpenrhein EKA sieht 19 Aufweitungen zwischen Bodenseemündung und Reichenau vor. Heute sind am Unterlauf (RHESI Rhein Erholung Sicherheit) und am Oberlauf (Aufweitung Bad Ragaz-Maienfeld) die ersten Trittsteine aus dem EKA in Planung. Im Mittellauf, entlang der Schweizerisch-Liechtensteinischen Grenze fehlen hingen die für die Vernetzung unabdingbaren Flussaufweitungen. Jetzt ist der Moment, diese anzupacken!

 

 

Des Lebens ganze Fülle


Flussauen gehören zu den artenreichsten Lebensräumen überhaupt. Hier pulsiert das Leben. So kommen in Flussauen bis zu 80% der Tierarten und bis zu 33% der Pflanzenarten der Schweiz regelmässig vor. Es ist das Zusammenspiel von Hochwasserdynamik und Trockenfallen, welches zu vielfältigen Lebensbedingungen führt und damit auch den hohen Artenreichtum ermöglicht. Die Mastrilser Auen sind das letzte intakte Überbleibsel am Alpenrhein. Diesen Auenrest gilt es mit weiteren Flussaufweitungen zu verlängern, bis zur Bodenseemündung. An den Mastrilser Auen wird auch Mass für die weiteren Flussaufweitungen aus dem Entwicklungskonzept Alpenrhein genommen. Damit sich die erwünschte Lebensraum- und Artenvielfalt einstellt sind möglichst lange und breite Abschnitte nötig. Wenn dem Rhein nicht eine gewisse Breite und Naturnähe zugestanden wird, kehrt das Leben nicht in diesen einst so wilden Fluss zurück.

 

 

Schönheit mit Nebenwirkungen

Flussaufweitungen sind unglaublich schön, aber auch nützlich. Flussaufweitungen sind breitere Flussabschnitte. Dort fliesst das Wasser langsam, Geschiebe kann liegen bleiben. Auch hat hier mehr Wasser Platz als im engen Kanal. Mit Flussaufweitungen werden, je nach Abschnitt, unterschiedliche Ziele angestrebt z.B.:

 

  • Anhebung der heute zu tief eingegrabenen Flusssohle
    (Aufgrund massiver Kiesentnahmen abschnittweise um bis zu 5 m Eintiefung)


  • Anhebung des Grundwasserspiegels
    (mehr als die Hälfte des Trinkwassers für eine halbe Million Menschen im Rheintal kann direkt aus dem Grundwasser ins Trinkwassersystem gepumpt werden).


  • Erhöhung der Lebensraumvielfalt
    (Seitenarme, Tümpel, Inseln, Schwemmholzansammlungen, dynamische Auenwälder)


  • Erhöhung der Artenvielfalt

 

  • Erhöhung der Abflusskapazität und damit Verbesserung der Hochwassersicherheit.

 

 

Download Faktenblatt "Trittsteine"